Katholische Gemeinden ( Kirchen)
Was sind katholische Gemeinden?
Im deutschen Sprachgebrauch versteht man unter der „katholischen“ Kirche vor allem die römisch-katholische Kirche, deren Ursprung auf den Apostel Petrus zurück geht. Aus der christlichen Ortsgemeinde von Rom entwickelte sich eines der großen christlichen Zentren der Antike. Die lateinische Sprache als Amtssprache hat sich seit dieser Zeit gehalten und die liturgischen Gewänder entsprechen der Kleidung römischer Beamten. Was viele nicht wissen: zur katholischen Kirche zählen neben der römischen noch 23 weitere Kirchen, die alle die rechtliche Verfassung der Weltkirche und den Papst als Oberhaupt und Nachfolger Petri anerkennen. Die weltweite katholische Kirche ist mit ungefähr 1,3 Mrd. Mitgliedern die größte christliche Glaubensgemeinschaft und in praktisch allen Ländern aktiv. Im Zentrum der Gottesdienste steht die Eucharistiefeier, auch heilige Messe genannt (in anderen Konfessionen als Abendmahlsfeier bekannt). Gottesdienste ohne Eucharistiefeier sind eher die Ausnahme. Die Gestaltung der Gottesdienste folgt einer Grundordnung, die weltweit verbindlich ist. Daneben können die Gemeinden aber auch freie Elemente einfügen, so dass das Spektrum vom feierlichen Hochamt mit viel Weihrauch bis zu experimentellen Jugendgottesdiensten reicht. Katholiken glauben an sieben Sakramente, die von der Kirche im Auftrag Jesu gespendet werden dürfen: Taufe, Eucharistie, Firmung, Vergebung (Beichte), Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung. Auch die Verehrung der Mutter Jesu und von herausragenden Glaubenszeugen (Heiligen) ist typisch für die katholische Kirche.
Evangelische Gemeinden ( Kirchen)
Was sind evangelische Gemeinden?
Im deutschen Sprachgebrauch versteht man unter der „evangelischen“ Kirche vor allem jene Konfessionen, die aus der Reformation im 16 Jh. hervorgegangen sind. Evangelisch meint: auf das Evangelium bezogen. Während der Reformation wurde mit vielen altkirchlichen Traditionen gebrochen, weil man keine Entsprechung in der Bibel fand. So blieben von den sieben Sakramenten beispielsweise nur zwei Sakramente (Taufe, Abendmahl) übrig. Gleichzeitig sollte sich alle religiösen Lehren ausschließlich auf das geschriebene Wort (sola scriptura) der Bibel beziehen. Eine große Errungenschaft der Reformation war die Verbreitung der Bibel in der Volkssprache. Da allerdings im 16. Jh. kaum jemand lesen gelernt hatte, bedurfte es weiterhin der gebildeten Gelehrten als Geistliche. Der universitäre Talar (schwarzes Kleid mit weißem Bäffchen) wurde zur typischen liturgischen Kleidung. Die größten evangelischen Kirchen sind die evangelisch-lutherische, die reformierte Kirche und die unierte Kirche (Vereinigung beider). Lutheraner und Unierte haben sich unter dem Dach der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) zusammengeschlossen. Anstelle von Bistümern untergliedert sich die evangelische Kirche in Deutschland in Landeskirchen, deren Territorium aber teilweise auf historische Landesgrenzen von Fürstentümern zurück geht. An der Spitze einer jeden Landeskirche steht heute ein Bischof oder eine Bischöfin, die in einer Synode (Abstimmungsgremium) von Laien und Theologen gewählt werden. Neben den in der EKD vereinigten Kirchen gibt es die reformierten Kirchen, die Selbständig Evangelisch-lutherische Kirche und auch zahlreiche Evangelische Gemeinschaften, die sich eigenständig organisieren.
Freikirchliche Gemeinden ( Kirchen)
Was sind freikirchliche Gemeinden?
Freikirchliche Gemeinden stehen ebenfalls in der Tradition der Reformation. Für viele Freikirchen ist eine Glaubens- und Gewissensfreiheit sehr wichtig, weshalb eine Anbindung an den Staat abgelehnt wird. Die Gemeinden versuchen sich möglichst autark zu verwalten und zu finanzieren. Sie verzichten in der Regel auf eine Anbindung an das Kirchensteuersystem oder andere staatliche Zuwendungen, erwarten dafür von den Gläubigen die Abgabe des biblischen „Zehnten“ (10% des Einkommens) an die Gemeinde. Mit wenigen Ausnahmen gibt es auch kein Bischofsamt. Freikirchen organisieren sich in urchristlicher Tradition in lokalen Gemeinden und sind stark auf die Person Jesu zentriert. Insgesamt ist die Bandbreite an Freikirchen sehr groß, so dass es schwierig ist, hier in der Kürze eine prägnante Definition zu liefern. Einige Freikirchen haben charakteristische Unterschiede: Baptisten lehnen die Kindertaufe ab, sie praktizieren die Taufe auf das Bekenntnis des Glaubens. Sieben-Tages-Adventisten pflegen weiterhin den Sabbat (Samstag) und nicht den Sonntag als Tag des Herrn.
Orthodoxe Gemeinden ( Kirchen)
Was sind orthodoxe Gemeinden?
Orthodox heißt wörtlich „rechtgläubig“. Orthodoxe Kirchen haben sich aus den urchristlichen Ortsgemeinden von Konstantinopel (Istanbul), Alexandrien, Antiochien und Jerusalem entwickelt und einen ihr typischen byzantinischen Ritus mit eigenen liturgischen Bräuchen. Im 5. Jh. kam es zur Trennung von der katholischen Kirche, weil die sogenannten Ostkirchen den Anspruch des Papstes nicht anerkannten, Oberhaupt aller Christen zu sein. Allerdings gilt das nicht für alle orthodoxen Kirchen. 23 davon sind im Bund mit Rom geblieben. Die meisten orthodoxen Kirchen sind Nationalkirchen (z.B. die griechisch-orthodoxe Kirche, die russisch-orthodoxe Kirche usw.). Die Gottesdienste sind stark ritualisiert und beeindrucken durch ihre Gesänge. Die orthodoxe Lehre ist näher an der katholischen als an der evangelischen. Sie hat ebenfalls sieben Sakramente und pflegt eine ausgeprägte Verehrung der Mutter Jesu. Anders als bei den Katholiken darf bei einer gescheiterten Ehe noch einmal geheiratet werden. Außerdem gilt die Ehelosigkeit nur für Ordensleute und Priester im höheren Rang. Kurioserweise hält man bis heute am alten Julianischen Kalender fest, was dazu führt, dass Ostern meistens an einem anderen Termin gefeiert wird, als im Rest des Christentums. Außerdem ist Weihnachten am 6. Januar (Erscheinung des Herrn) und nicht am 25. Dezember.